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Wie OpenAI das Betriebssystem der KI-Ära baut

Was wir aus Sora 2, ChatGPT Apps und AgentKit lernen können

12.10.2025
in
Horizont
Felix Schlenther
Felix ist der CEO und Gründer der Unternehmensberatung AI FIRST. Jede Woche erkundet er die Grenzen der AI in praxisnahen Beiträgen und in seinem Podcast AI FIRST.
Wie OpenAI das Betriebssystem der KI-Ära baut

Herzlich Willkommen zu den AI FIRST Insights!


Diese Woche fand unser erster AI Collective Day statt.


60 KI-Pioniere aus unterschiedliche Branchen, aber alle mit dem gleichen Ziel: ihre Teams in die KI-Ära bringen.


(Wir nehmen aktuell keine neuen Mitglieder auf. Du kannst dich jedoch hier auf die Warteliste eintragen und ich melde mich bei Dir, wenn wir neue Plätze vergeben.)


Am Ende der 2 Tage hatten wir eines gewonnen: Klarheit.


Klarheit darüber, wo wir stehen und worauf es jetzt ankommt bei der Umsetzung der KI-Transformation ankommt.


Diese Klarheit wird immer schwieriger zu finden, weil sich die KI-Welt mit zunehmender Geschwindigkeit dreht und die Komplexität zunimmt.


Aus diesem Grund möchte ich in dieser Ausgabe die neuesten Entwicklungen von OpenAI einordnen:

  • Sora 2
  • AgentKit
  • ChatGPT Apps


Was hat OpenAI da gelaunched, welche Strategie steckt dahinter und was können wir daraus für die Zukunft ableiten?



ChatGPT Apps

Stell dir vor, du chattest mit ChatGPT und schreibst: „Ich brauche ein Design für unsere neue Landingpage."


Früher hättest du die Antwort bekommen, zu Figma gewechselt, dort das Design gebaut und bist wieder zurück. Jetzt öffnet sich Figma direkt im Chat. Du arbeitest darin, ohne die Konversation zu verlassen.


Das sind ChatGPT Apps.


  • Zillow für Immobiliensuche
  • Spotify für Playlists
  • Canva für Designs
  • Booking für Reisen


Keine externe Integration, keine neuen Browser-Tabs.


Die App läuft direkt in der ChatGPT-Oberfläche.


Warum das funktioniert

Ich bin mir sicher, dass OpenAI aus seinen Fehlern gelernt hat.

2023 haben sie Plugins gelauncht, die Nutzer aktiv suchen und installieren mussten. Kaum jemand hat sie genutzt. Nach einem Jahr wurden sie eingestellt. Der GPT Store hatte das gleiche Problem: zu viel Aufwand für den Nutzer.

ChatGPT Apps lösen das anders. Du stellst eine Frage, ChatGPT erkennt deine Absicht und schlägt die passende App vor.

Du fragst nach Wohnungen → Zillow erscheint.

Du willst ein Design → Canva öffnet sich.

Du planst eine Reise → Booking.com ist da.

Entwickler bekommen Zugang zu 800 Millionen wöchentlich aktiven Nutzern.

Nutzer behalten ihre gewohnten Tools.

Und OpenAI sitzt in der Mitte.


Was OpenAI wirklich will

Nick Turley, Head of ChatGPT bei OpenAI, hat gesagt: „ChatGPT itself is more like an operating system."


Das erklärt die Strategie.


Heute läuft es so: Du hast eine Absicht („Ich will einen Urlaub planen"), öffnest Google, suchst nach Tools und landest auf Booking.com.


Mit ChatGPT Apps äußerst du deine Absicht in ChatGPT. ChatGPT schlägt Booking.com vor. Du buchst direkt im Chat. OpenAI kontrolliert nicht die App, aber den Einstiegspunkt – den Ort, wo du formulierst, was du willst.


Wer diesen Einstiegspunkt kontrolliert, kontrolliert den Traffic. OpenAI plant bereits Käufe direkt im Chat, mit Transaktionsgebühren. Sie positionieren sich als neue Schicht zwischen Nutzer und Service.



Sora 2

Ich fand die erste Version von Sora beeindruckend, aber nicht nutzbar. Videos ohne Sound, unrealistische Physik, keine Kontinuität über mehrere Szenen hinweg.


Seitdem sind viele Video-KI's an Sora vorbeigezogen. Allen voran Veo 3.


Sora 2 legt jetzt nach.


Du kannst 16-Sekunden-Clips mit synchronisiertem Audio und Dialog erstellen.


Die Physiksimulation wurde deutlich verbessert – eine Person macht einen Rückwärtssalto auf einem Paddleboard, und die Wasserspritzer sehen realistisch aus.


Das Modell hält Charaktere und Objekte über verschiedene Kamerawinkel relativ konsistent. Es gibt weiterhin Schwächen und die Videos haben bisher einen sehr ähnlichen, Fiebertraum-artigen Vibe.


Aber wenn ich eins gelernt habe in der KI-Welt: Nie zu stark den Status Quo beurteilen.


Das Cameo Feature

Das interessanteste Feature ist meiner Meinung nach Cameo. Du lädst ein kurzes Selfie-Video hoch, und Sora integriert dein Abbild automatisch in jede generierte Szene. Die 3D-Integration und Beleuchtung passieren automatisch.

OpenAI bekommt damit freiwillig hochwertige biometrische Daten von Millionen Nutzern – Daten, die die Grundlage für personalisierte Agenten, Avatare und zukünftige Produkte sein können.


Die App-Strategie

OpenAI hat nicht nur eine API veröffentlicht, sondern eine eigene iOS-App mit einem sozialen Feed ähnlich wie TikTok. Der Launch läuft über ein Einladungssystem: 1 Person lädt 4 ein. Klassisches Growth Hacking, um Exklusivität zu schaffen und organisches Wachstum zu fördern.


Die App dient einem klaren Zweck: Datenerfassung.


Welche Videos werden angesehen?

Welche werden remixed?

Welche Prompts erzeugen virale Hits?


Diese Daten fließen direkt zurück in das Training der nächsten Generation.


Eine sich selbst verstärkende Schleife.


OpenAI baut nicht nur ein Video-Tool, sondern ein Medien-Ökosystem mit eigenem Vertriebskanal und eigenen Nutzerdaten.



AgentKit

ChatGPT Apps richtet sich an Endnutzer, Sora 2 an Content Creators.


AgentKit ist für Unternehmen – und war längst überfällig.


Während andere Unternehmen schon seit Monaten Plattformen für autonome Agenten anbieten, hatte OpenAI nichts. Kein richtiges Produkt, um produktionsreife Agenten zu bauen. Nur APIs und Custom GPTs, die für ernsthafte Enterprise-Anwendungen nicht ausreichen.


AgentKit schließt diese Lücke.



Was AgentKit beinhaltet

  1. Agent Builder: Eine visuelle Oberfläche zum Entwerfen von Multi-Agenten-Workflows. Der Builder gibt allerdings Code aus, der selbst gehostet werden muss. Das heißt: aktuell noch für Entwickler gedacht, nicht für reine Business-Anwender.
  2. ChatKit: Ein Toolkit für Chat-Oberflächen, das Entwicklungszeit spart.
  3. Connector Registry: Zentrale Verwaltung für Verbindungen zu Unternehmens-Datenquellen wie Google Drive, SharePoint oder Teams. Wichtig für Sicherheit und Compliance.
  4. Erweiterte Evaluierung: Tools, um die Leistung von Agenten zu messen und zu verbessern. Du kannst nachvollziehen, welche Entscheidungen der Agent trifft, und ihn systematisch optimieren.


Das Ende von Zapier, n8n & Co.?

Der Wettbewerb in den Workflow-Builder Tools nimmt definitiv zu. Da AgentKit derzeit noch stark auf Code basiert, sehe ich allerdings wenig Konkurrenz für Zapier, n8n und Co. - noch.

Der Vorteil von OpenAI liegt jedoch in der Integration: AgentKit ist tief ins OpenAI-Ökosystem eingebettet. Die Evaluierungs-Tools sind für OpenAI-Modelle optimiert, die Connector Registry ist auf ChatGPT Enterprise abgestimmt.

OpenAI Agents können mit anderen Workflow-Buildern interagieren oder aus anderen Tools heraus angesprochen werden. Das ist derzeit auch notwendig, da die Anzahl der Integrationen stark limitiert ist im Vergleich zu Zapier, n8n oder Make.


Der Ausblick

Die aktuelle Version ist entwicklerlastig. Ich bin mir sicher, dass sich das noch ändern wird. ChatGPT Enterprise hat aktuell keine Möglichkeit, Agents oder Workflows direkt zu bauen, was den Lock-In weiterhin überschaubar hält. Mit AgentKit wird sich das wahrscheinlich ändern.

Der nächste logische Schritt wäre eine No-Code-Version, die direkt in ChatGPT Enterprise integriert ist. Damit könnten Fachbereiche eigenständig Workflows bauen – ohne Entwickler. Das würde ChatGPT Enterprise stärken und OpenAI tiefer in Unternehmen als zentrale KI- und Automatisierungsplattform verankern.




OpenAI's Plattform-Play

Auf den ersten Blick sehen Sora 2, ChatGPT Apps und AgentKit aus wie drei separate Produktupdates. Für mich sind sie das nicht.


Es ist eine koordinierte Strategie, um OpenAI von einem API-Anbieter zu einer vertikal integrierten Plattform zu machen. Eine 10-Jahres-Strategie, komprimiert in 3 Jahre.


Der vertikale Stack

OpenAI baut Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette auf:

  • Infrastruktur: Gesicherte Rechenleistung durch Partnerschaften wie AMD und NVIDIA, um unabhängig von Cloud-Anbietern zu sein.
  • Modelle: GPT-5, o3 und andere als Kernintelligenz für alle darüberliegenden Schichten.
  • Entwicklungsplattform: AgentKit als Toolkit, damit Unternehmen auf den Modellen aufbauen können.
  • Anwendungsebene: ChatGPT Apps als Ort, wo Services direkt integriert werden.
  • Content-Ökosystem: Sora 2 mit eigenem Social Feed zur Erstellung und Verbreitung von Inhalten.
  • Interface: ChatGPT als zentrale Schnittstelle, wo Nutzer den Workflow starten.


Warum der Einstiegspunkt entscheidend ist

Alle diese Schichten führen zu einem Punkt: ChatGPT als Ort, wo Nutzer ihre Absichten formulieren.


Du sagst ChatGPT, was du willst. ChatGPT orchestriert dann alles darunter: schlägt die passende App vor, nutzt einen Agenten für komplexe Aufgaben, greift auf die Modelle zu und generiert bei Bedarf Inhalte.


Der Einstiegspunkt erfasst alle Absichten der Nutzer. Und je mehr Schichten OpenAI darunter kontrolliert, desto weniger sind sie auf Drittanbieter angewiesen.


Das Geschäftsmodell wandelt sich: von API-Zugang (Bezahlung pro Token) zu Plattform-Einnahmen durch Transaktionsgebühren, App-Store-Modell, Advertisment Gebühren und Enterprise-Abonnements.


OpenAI baut ein Betriebssystem für die KI-Ära – mit Kontrolle vom Einstiegspunkt bis zur Infrastruktur.



🏁 Fazit

OpenAI hat in einer Woche drei Produkte gelauncht. Aber das ist keine Feature-Sammlung – es ist eine koordinierte Strategie, um die gesamte Wertschöpfungskette zu kontrollieren.


Dieses Plattform-Play zielt darauf ab, ChatGPT als zentrales Betriebssystem für KI-native Interaktion, Kreativität und Arbeit zu etablieren und damit die gesamte Wertschöpfungskette von der Modellentwicklung bis zur Endnutzer-Transaktion zu erfassen.


Der Kampf im KI-Markt dreht sich nicht mehr um das beste Modell. Er dreht sich darum, wer den Einstiegspunkt kontrolliert – den Ort, wo Menschen formulieren, was sie wollen.


OpenAI positioniert ChatGPT genau dort und baut darunter ein System, das jeden Lock-in verstärkt. Daher glaube ich schon länger nicht mehr an eine vereinzelte Tool-Landschaft. KI muss im Unternehmen auf Plattformen mit Integrationen in bestehende Systeme orchestriert werden.


Wer in diesem Markt noch bestehen will, kann das meiner Meinung nach nur noch über hochspezialisierte Anwendungen für sehr spezifische Business Probleme auf eigenen Daten.


Wie bewertest du die neuen Entwicklungen von OpenAI?


Bis nächsten Samstag,

Felix

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